Allgemeines

Obwohl die Donauschwaben aus vielen verschiedenen Gebieten kamen, entwickelte sich nach einigen Jahrzehnten ihre eigene Kultur, in der Einflüsse aus anderen Kulturen noch zu erkennen sind. Sie hatten irgendwann sogar einen eigenen Dialekt. Über Flucht der Deutschen sagte, laut Frau Roser, ein Serbe in Bezug auf die Kultur: “Die Deutschen gingen und mit den Deutschen die Kultur.”. Frau Roser kommentierte diese These und sagte, dass die Serben sich, was die Kultur angeht, auf die Deutschen “verließen” und sie keine eigene Kultur aufgebaut hätten.


Religion und Tradition

Chistentum und Fleiß

Das Christentum ist und war für die Donauschwaben sehr wichtig, sie glaubten daran, Gott wolle, dass sie gut arbeiten. Deshalb waren Sie stets fleißig und konnten sich in der Batschka ein gutes Leben aufbauen. Nach ihrer Flucht hatten sie wegen ihres Fleißes weniger Probleme als andere Flüchtlinge, angestellt zu werden. So ist Herr Hoffmann bei Pfeifer & May (in Karlsruhe) eingestellt worden und übernahm schon kurze Zeit später eine wichtige Position. Die Familie meines Großvaters war eine reiche Familie (in der Batschka), auch das mussten sie sich hart erarbeiten. So kauften einige Donauschwaben Land von Serben ab, damit sie sich ausbreiten konnten.

Trachten

Sonntagstracht für verheiratete Frauen

Die Donauschwaben hatten auch spezielle Trachten, die sie zum Beispiel sonntags trugen. Ein Beispiel für solch eine Sonntagstracht sieht man links. Nach ihrer Flucht, als die frommen Donauschwaben in die Kirche kamen, wurde oft, laut Frau Roser, verächtlich gesagt: “Das Kopftuchgeschwader kommt wieder”, da die alten Frauen Kopftücher in der Kirche trugen.

Kirchweihfest

Ein besonders relevantes Fest war das Kirchweihfest am zweiten Sonntag im November. Es begann mit einem Festgottesdienst und dann traf man Freunde und Verwandte. Außerdem wurde das Haus geweißelt und es wurde gekocht, gebacken, genäht und getanzt. Tanzen ist sowieso sehr wichtig für Donauschwaben, wie mir Herr K. erzählte. Bis vor ein paar Jahren gab es noch jährliches Bratwurstessen unter den Donauschwaben, wo auch viel getanzt wurde. Mehr dazu hier.


Berufe

Das Leben der Bauern war von den Jahreszeiten geprägt: Im Frühjahr musste das Korn gesät werden, im Herbst wurde das Getreide mit einem von Pferden gezogenen Gerät geerntet. Schon die Kleinsten mussten helfen, so erzählte eine Verwandte von Frau Roser, dass sie ein Seil vor das abgemähte Getreide legen musste. In der Batschka wurde auch viel Mais angepflanzt, der von den Menschen gegrillt, gekocht oder als Popkorn gegessen und auch zu Maismehl vearbeitet wurde. Außerdem wurde dieser an die Tiere verfüttert. Im Winter traf man man sich zum gemeinsamen Korbflechten, Besenbinden u.v.m. .

Jugoslawien wurde wegen der vielen Bauern, die ihre Waren im 20. Jahrhundert ins Deutsche Reich lieferten, auch als “Kornkammer des Reiches” bezeichnet. Die meisten Donauschwaben waren Bauern, da die Batschka sehr fruchtbar war und Bauern bei ihrer Umsiedlung in die Batschka viele Vorteile versprochen worden waren.

Dieses Leben führten die meisten Donauschwaben, die Familie meines Großvaters jedoch nicht, denn diese besaß ein Geschäft. Sie gehörten zwar die Oberschicht, aber, laut Herrn Hoffmann, waren sie nicht die Reichsten. Trotzdem wurde die Schwester meines Großvaters in Neu-Werbass wohl als “gute Partie” bezeichnet. Mein Großvater war lange krank und wurde deshalb später eingeschult. Laut einem Donauschwaben, der auf dasselbe Gymnasium ging wie er, war Daniel Schadt stets sozial und half ihm, wenn Größere ihn schikanierten.

Nur einer meiner Zeitzeugen hatte einen Vater, der einen anderen Beruf ausführte, als Bauer oder Handwerker. Das war Herr Staudt, denn sein Vater war Pfarrer. Dieser wurde von den Gemeindegliedern bezahlt und gewählt. Sein Vater war außerdem für ein Weisenheim in der Batschka zuständig.


Mundart

Der Dialekt der Donauschwaben ist die “Mundart”, den sie heute immernoch zu sprechen pflegen. In einem Frauenkreis, der ausschließlich aus Donauschwaben besteht, den ich besuchte, wurde untereinander dieser Dialekt gesprochen. Die untenstehenden Gedichte wurden von einem donauschwäbischen Dichter geschrieben und Frau Roser ließt sie in der Audiodatei unten vor.

 

Johann Petri

De Matz in de Apethek

Heit is'm Matz
ganz angscht un bang,
sei schwarzer Kader is'm krank.
Er geht zum Apetheker hin
un holt far ne e Medezin.
Doch weeß'r noch net, was 'r will,
soll's Pulver sin, e rundi Pill?
E gudi Salb wär aa net schlecht,
doch mißt se frisch sin un aa echt;
aa Balsamtroppe, Kreitersaft
sin gut, die gewe Leweskraft.
So denkt de Matz jetz hin un her,
die Wahl, die fallt'm gar so schwer.
Er speert jetz — , — die Qual, wie mer saat
die als de Mensch hot bei de Wahl.
De Apetheker schaut'm zu
un saat mit greeschter Seeleruh:
„Ich gebb der, Matz, — aa ohne gfroot,
als Mensch un Freind e guder Rot:
Du kannscht vun allem, was d' do siehscht,
grad nemme, was de willscht, noo kriescht
es Richtich, das es Bescht werd sin,
un des gebscht noo 'm Kader in;
weil was d' do hin siehscht, liewer Matz,
des alles is der far die Katz!"

Johann Petri

Summernacht

Die Summernacht, die leet sich
so still, so stad un heemlich
uf Wisse, Wald un Feld.
Viel tausnd Sterncher funkle
un leichte nin ins Dunkle
de schläfrich Erdewelt.
Kee Windhauch kann ich speere,
kee Blätterrausche heere
im hoche Papplboom.
Doch mit eem Duft, eem sieße,
tun mich mei Blumme grieße
aa noch in ehrem Troom.
De heilich Gottesfriede
zieht meer ins Herz, ins miede,
wann in de Sternepracht,
dem herrlich Himmlswunner,
de Herrgottsvatter runner
uf midi so freindlich lacht.
Zum Himml nuf, zum ewich,
Schau ich. Voll Ondacht hew ich
zu cem Gebet so still
mei Hänn un tu se falde,
loß Gott, de liewe, walde
un schalde, wie er will.


Musik

Die Donauschwaben waren auch musikalisch, es gab mehrere Chöre und Musikkapellen, vor allem Blechblaskapellen, in denen auch ungarische Tänze (z.B. Csárdás) und ungarische, serbische und rumänische Lieder aufgeführt wurden. Es gab sogar eine Orgelbauerfamilie in Fünfkirchen.


Speisen

Die donauschwäbischen Lieblingsessen meines Großvaters waren Gefüllte Paprika, Nusstorte, Cremeschnitten, Sarma (Kohlrouladen) und Gulasch. Hier erkennt man wieder den Einfluss von Österreich-Ungarn, da diese Essen von beiden Kulturen geprägt sind. Das Bild unten zeigt das Rezept einer Donauschwäbischen Nusstorte und eine andere donauschwäbische Spezialität. Magda Waigand, die Autorin dieses Kochbuches, schreibt in Ihrem Vorwort, sie wolle nicht, dass die Kultur der Donauschwaben und damit auch donauschwäbische Rezepte nach der Flucht der Donauschwaben in Vergessenheit geraten und deshalb schreibe sie dieses Kochbuch. Sie habe diese Angst, weil die Flüchtlinge Kochbücher auf der Flucht verloren hätten oder die Rezepte vergessen hätten.