Jugoslawisch-deutsche Verhältnisse

Besetzung Jugoslawiens

Lange verhielt sich Jugoslawien im 2. Weltkrieg neutral. Der englische Premierminister Winston Churchill wollte mit Jugoslawien und der Türkei eine Balkanfront aufbauen. So bot er Jugoslawien Hilfe an, um einen Überraschungsangriff auf Albanien durchzuführen und somit Italien, die Besetzer Albaniens, vom Balkan zurückzudrängen. Jugoslawien erachtete allerdings die in Aussicht gestellte Hilfe als zu gering. Nachdem Deutschland in Bulgarien einmarschiert war, befand sich Jugoslawien in einer Zwickmühle, sie waren von zwei Seiten von deutschen Verbündeten umgeben. Außerdem war Jugoslawien in einer Dilemmasituation: So war beim Anschluss an die Achsenmächte zu erwarten, dass die Serben rebellieren würden, beim Krieg gegen Deutschland die Kroaten. Selbst auf verlockende Versprechen seitens Hitlers ging es nicht ein. Trotzdem wurde am 25. März 1941 in Wien ein Vertrag mit dem Deutschen Reich unterschrieben, der Jugoslawien zusicherte, von militärischen Verpflichtungen befreit zu sein und Durchmärsche nicht genehmigen zu müssen. Diese Unterzeichnung fand nur aufgrund von Druck seitens Deutschlands widerstrebend statt. Daraufhin stürzten nationalistische Offiziere mit dem Anführer Simović (Fliegergeneral) am 27. März 1941 die jugoslawische Regierung, weil sie den Vertrag ablehnten. Prinzregent Paul musste ins Exil gehen und der minderjährige König Peter II. übernahm seine Stelle. Demonstrationen für die Alliierten wurden von eben diesen unterstützt, genauso wie Angriffe auf die deutsche Auslandsvertretung in Belgrad. Trotzdem wollte die neue Regierung weder den Überrachungsangriff auf Albanien durchführen, wie es Churchill wollte, noch den Dreimächtepakt offiziell kündigen. Hitler reagierte auf diese Ereignisse auf der Stelle und befahl, man solle “ohne mögliche Loyalitätserklärungen der neuen Regierung abzuwarten, […] Jugoslawien militärisch und als Staatsgebilde […] zerschlagen” (Adolf Hitler). Dies verschob den Russlandfeldzug um vier Wochen, sodass bei diesem bereits Winter war und die unvorbereiteten deutschen Soldaten erfroren. Auch Donauschwaben sollten hierfür eingezogen werden, um gegen Deutschland zu kämpfen. Daraufhin versteckten sich viele, um nicht gegen das deutsche Militär kämpfen zu müssen. In einer vom Oberkommando der Wehrmacht der Volksdeutschen Mittelstelle (VoMi) übermittelten Führerweisung hieß es: “Der Führer (hat) entschieden, dass sich die Betreffenden dem Stellungsbefehl entziehen und verstecken sollen”. Die Mehrheit der Dienstpflichtigen wurde allerdings eingezogen, ging aber oft nach dem ersten Zusammentreffen der Truppen zur deutschen Seite über. Nach kurzer Gefangenschaft wurden sie von den Deutschen wieder entlassen.

Auswirkungen des Aprilkriegs

Wegen des sogenannten “Aprilkrieges” haben sich die Beziehungen zwischen Serben und Deutschen drastisch verschlechtert. Den evangelischen Bischof, Philipp Popp, der sich jahrelang für gute Beziehungen zwischen den verschiedenen Volksgruppen eingesetzt hatte, muss es besonders schwer getroffen haben. Außerdem war die evangelische Kirche in vier Besatzungszonen eingeteilt worden.


Ungarische Besetzung

Ausschreitungen

Die Batschka wurde nach dem Aprilkrieg von Ungarn besetzt, was zu blutigen Ausschreitungen gegen Serben (700 wurden getötet), Juden (800 wurden getötet) und vereinzelt gegen Donauschwaben führte. Beispielsweise kam es im Januar 1942 zum Neusatzer Serbenmasaker. Serben und Juden wurden aus ihren Häusern geholt, gezwungen, sich an der Donau aufzustellen und dann erschossen. Frau Roser berichtete, dass eines Nachts die Juden weggeholt wurden und man nicht wusste, was mit ihnen passierte. Volksdeutsche, die mit betroffen waren, flohen und beschwerten sich bei deutschen Dienststellen in von Deutschland besetzten Gebieten. 1971 wurde für die in dieser Zeit Ermordeten in Neusatz ein Denkmal aufgestellt. Vor allem Ältere fanden es gar nicht so schlimm, von Ungarn besetzt zu werden, weil sie sich gut an die Habsburgermonarchie erinnern konnten. Vielleicht hatte wegen dieser Vorkommnisse Frau Roser immer ein bisschen Angst vor den Ungarn, wie sie mir erzählte.

Vertretung im Parlament

In Ungarn wurden die Deutschen, wie auch in Jugoslawien, vom Parlament vertreten. Laut meinen Zeitzeugen wurden den Volksdeutschen Vorteile versprochen, wenn sie ihre Namen madjarisieren lassen würden, das heißt, wenn sie ihre Namen in ungarische umwandeln lassen würden. So wurde in manchen Dokumenten Adalbert Hoffmann als Béla Hoffmann aufgeführt.

Schule

Das Schulamt des Volksbundes übernahm die Aufsicht über die Lehreranstalten sowie das Schulwesen. Auch wurde nun ungarisch an den ursprünglich serbischen Schulen unterrichtet, Deutsch war nur noch ein Nebenfach und selbst die Zeugnisse dort waren ungarisch. Am 15. 05. 1943 wurde vom königlich-ungarischen Minister für Kultus und Unterricht beschlossen, dass die deutschen Schulen von Ungarn unterstützt werden sollten.

Neben die Unterrichtsfächer schrieb sich Frau Roser anfangs die Fächernamen auf deutsch, weil sie sich nicht merken konnte. Sie war eine sehr gute Schülerin und hatte überall jeles - sehr gut, kitűnő - ausgezeichnet oder jó - gut. Ihr Verhalten war diskret. Nur ihr Fleiß - Szorgalma war változó - wechselnd, da sie Ungarisch nicht lernen wollte.

Nationalisierung

Nun gab es auch in Batschka so etwas Ähnliches wie den Bund Deutscher Mädel, so berichtet Frau K., dass man in den Schulen nun weiße Blusen tragen musste. Außerdem gab es laut Frau Roser und Frau K. auch Treffen, bei denen Sport gemacht wurde. In der Schule mussten sie auch Aufsätze über den Krieg schreiben und im Radio, liefen auch Reden von beispielsweise Goebbels. Frau K. erzählte, dass ihre Familie bei solchen Reden immer zu den Nachbarn ging, da nur diese ein Radio besaßen.

Gegen diese Nationalisierung gab es aber auch Protest. So gab es eine katholische Gegenbewegung. Als deren Anführer schrieb der katholische Pfarrer Adam Berenz in der Wochenzeitung “Die Donau” bis zum März 1944 Artikel gegen den Nationalsozialismus.


Partisanenkriege

Tscheteniks und Tito-Partisanen

Da viele Serben nicht von Deutschland und seinen Verbündeten besetzt werden wollten, brachen bald die Partisanenkriege aus. Einige Soldaten schlossen sich dem nationalserbischen Generalstabsoffizier Draža Mihailović an. Diese nannten sich “Tscheteniks“ (četa - Schar, Bande). Eine andere Partisanenorganisation waren die kommunistischen Partisanen mit Josip Broz alias Tito als Anführer, welcher gleichzeitig Anführer der verbotenen kommunistischen Partei Jugoslawiens war. Mihailović wollte lieber eine militärische Niederlage der Achsenmächte abwarten und bis dahin keine unnötigen Opfer in der Bevölkerung riskieren. Tito hingegen ging viel aktiver vor. Gegen diese Aufständischen probierte Deutschland mit Geiselerschießungen vorzugehen, was die Partisanen zwar einerseits zum Teil ins Gebirge drängte aber andererseits auch stärkte. Im November 1941 kam es wegen dieser Meinungsverschiedenheiten auch zu Kriegen zwischen beiden Partisanenorganisationen. Ende November 1941 konnte Deutschland den Erfolg verzeichnen, die meisten Partisanen getötet / gefangen genommen und das Hauptquartier der Tito-Partisanen eingeschlossen zu haben. Tito jedoch konnte entkommen. Die Tscheteniks erhielten Waffen von den Alliierten , die zum Großteil gehortet und “in der italienischen Zone sogar auf der Seite der Achsenmächte eingesetzt wurden”¹. Es folgten weitere erfolglose Versuche von Deutschland, Tito gefangen zu nehmen / zu töten. Wegen solcher Erfolge der Tito-Partisanen nahmen die Alliierten auch mit diesen Kontakt auf und belieferten im Sommer 1943 beide Organisationen (Tscheteniks + Tito-Partisanen) mit Waffen. Die Tito-Partisanen profitierten außerdem von der Kapitulation Italiens, da sie bei dieser Waffen erbeuten konnten und einige ehemalige italienische Soldaten auf ihre Seite wechselten.

Herrn Weimanns Vater wurde einmal auf einen Berg zu Partisanen geschickt um zu vermitteln. Die Partisanen stellten jedoch dar, dass sie die Kämpfe nicht beenden wollten und meinten, dass vernünftige Menschen nicht unten bei den Ungarn wären, sondern oben bei ihnen.

Partisanen auf Gutshöfen

Frau Roser erzählte, dass die Bauern im Sommer auf Gutshöfen (Mundart: Saläschen), die weit außerhalb lagen, arbeiteten und die Kinder dann von dort in die Schule brachten. Sie erzählte, dass ihre Tante 2. Grades mit ihrer Familie in Kischker auf solch einem Gutshof arbeitete und sie eines Tages 1942 von Partisanen umzingelt worden waren, die ihnen androhten, wenn sie sie nicht versteckten, würden sie die ganze Familie erschießen. So wurden die Partisanen auf deutschen Gutshöfen versteckt. Das Versprechen der Partisanen, sie nicht zu töten, wird nochmal hier wichtig.


Deutsche Schulklassen in der Batschka

Weil die Batschka im Gegensatz zu den deutschen Städten vor Bombenangriffen sicher war, kamen mehrere deutsche Schulklassen in die Batschka. Herr Staudt hatte einen solchen reichsdeutschen Freund und dieser erzählte vom Krieg, von dem Herr Staudt in der Batschka wenig mitbekommen hatte. 1942 kamen Mädchen aus Hamburg mit ihren Lehrern in die Batschka, 1943 Jungs aus Dortmund und 1944 Jungen aus Wien für drei Monate. Diese Kinder wurden in Familien untergebracht.

Einmarsch der Deutschen

Im März 1944 wurde Ungarn von Deutschland besetzt, da sich Ungarns Regierung zu den Alliierten hinorientierte. Daraufhin wurde die alte Regierung durch eine neue Regierung abgesetzt. Es wurden nun Gesetze zur Internierung und Tötung von Juden verabschiedet. In Neu-Werbass wurde am 19. März 1944 die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört, 1948 wurde sie abgerissen. In Parabutsch töteten sieben Donauschwaben auf den Befehl eines SS-Offiziers hin vier Juden.

Nach weiteren Erfolgen der Russen und der Partisanen standen im Oktober russische Truppen an der Theiß, die deutschen Truppen wurden zurückgedrängt. Die Donauschwaben in der Batschka hatten jetzt zwei Möglichkeiten: Sollten sie vor den kommenden Partisanen und Russen flüchten oder zu Hause, in der Batschka, bleiben?

¹ Gruchmann, L. (2005). Der Zweite Weltkrieg: Kriegführung und Politik (Überarb. Aufl.). München, Deutschland: Dt. Taschenbuch-Verlag GmbH & Co. KG, S.277